Statt Spaß und Freude zu haben, verbringen viele die kostbare Ferienzeit krank im Bett. Leisure Sickness, die Freizeit Krankheit, vermiest so manch lang ersehnten Urlaub.
Nur noch wenige Tage und dann geht es los in den lang ersehnten Urlaub. Voller Vorfreude auf die schönste Zeit des Jahres werden noch schnell die letzten Vorbereitungen erledigt, bevor die Koffer endgültig gepackt werden können. Niemand wünscht sich, kurz vor oder gar im Urlaub krank zu werden.
Ausgerechnet im Urlaub krank
Doch ausgerechnet jetzt, einige Tage bevor die Reise beginnt, kündigen sich Halsschmerzen, Husten oder Gliederschmerzen an. Von diesen plötzlichen Krankheitsanzeichen werden viele heimgesucht, die bis zum letzten Tag vor Urlaubsbeginn unter Stress stehen. Der Umstand, in der Freizeit krank zu werden, hat seit einiger Zeit einen Namen – Leisure Sickness.
Leisure Sickness – Statt Urlaubsfreude krank im Bett
Nichts geht mehr. Kaum hat der Körper auf Urlaubsmodus umgeschaltet, macht er einen Strich durch die Rechnung. Statt wie geplant im Meer zu schwimmen, durch Wald und Wiesen zu wandern oder Hügel und Berge zu erklimmen, muss das Bett gehütet werden. Allgemeine Schmerzen, Erkältungskrankheiten wie Husten oder Schnupfen, Hals- oder Gliederschmerzen, oft mit Fieber verbunden, schwächen den Betroffenen so sehr, dass an Urlaubsfreuden nicht zu denken ist. Doch warum reagiert das Immunsystem gerade jetzt mit Krankheit, wo doch die meisten Stressfaktoren daheim geblieben sind?
Wer am häufigsten betroffen ist
Niederländische Psychologen von der Tilburg Universität fanden durch Befragungen Betroffener heraus, dass eine hohe Arbeitsbelastung und Stress im Job mögliche Ursachen für das Erkranken in der Freizeit, also am Wochenende oder im Urlaub, sind. Meist sind Menschen, die besonders verantwortungsvoll sind und als Perfektionisten gelten, von Leisure Sickness betroffen. Sie schaffen es selten, rechtzeitig Körper und Geist herunter zu fahren. Im Gegenteil. Wer einen verantwortungsvollen Job hat, nimmt häufig viele unerledigte Dinge mit in den Urlaub und verhindert damit, sein persönliches Stresslevel zu reduzieren. Erhöhter Stress beeinträchtigt das Immunsystem und macht es anfälliger für virale Infekte, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen. Darüber hinaus unterdrückt Stress die Immunantwort. Z. B. heilen Wunden wesentlich langsamer.
Tipps, um Leisure Sickness zu verhindern
Damit die Freizeit und insbesondere der Urlaub die wertvolle Zeit wird, die wir zum Erholen und Abschalten benötigen ist es wichtig, einen langsamen Übergang von erhöhter Arbeitsbelastung auf ruhige Zeiten zu trainieren. Dazu gehört, Körper und Geist langsam herunter zu fahren. Sich einfach mal das Abschalten erlauben und die Verantwortung für eine gewisse Zeit abzugeben, reduziert das Stresslevel und nimmt so Leisure Sickness den Wind aus den Segeln. Dabei sind im beruflichen sowie privaten Alltag kleine Pausen zum Innehalten jederzeit sinnvoll und äußerst hilfreich. Viel zu selten wird auf das eigene Wohlbefinden geachtet bzw. kaum wahrgenommen. Es bleibt keine Zeit, da Beruf und Alltag andere wichtige Dinge fordern. Solange der Körper erhöhten Stressfaktoren ausgesetzt ist, nimmt er wenig Schmerzen oder andere Krankheitsanzeichen wahr. Evolutionsbedingt „funktioniert“ der Körper. Stresshormone sorgen dafür. Um die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, im Urlaub von Leisure Sickness heimgesucht zu werden, helfen einige Tipps:
- Öfter kurze Pausen einlegen
- Sich selbst fragen: Wie geht es mir?
- Eventuell mit Atemübungen reagieren
- Geeignete Stressreduktionsmethoden wie Autogenes Training, Yoga oder ähnliches anwenden
- Prioritäten in Job und Privatleben setzen
- Für körperliche Bewegung sorgen
- Langsamen Übergang von Arbeit zur Ruhe finden
- Perfektion nicht übertreiben
- Einstellung zum Job überdenken
- Sofern notwendig, über Jobwechsel nachdenken
Foto: geralt, kropekk_pl, pixabay
Vielen Dank für die informative Ergänzung des Artikels!
Schöner Artikel. Der Begriff der „Leisure Sickness“ war mir noch nicht bekannt, wohl aber das Phänomen an sich.
Physiologisch lässt es sich mit der Ausschüttung des Stresshormons Cortisol erklären, das uns während hoher Beanspruchung über die Runden bringt.
Von Cortisol wissen wir, dass es das Immunsystem unterdrückt, weshalb das künstliche Kortison so gerne gegen überschießende Immunreaktionen eingesetzt wird.
Kommen wir am Wochenende oder im Urlaub in die Entspannung, schüttet der Körper weniger Cortisol aus, der regulative Effekt des Hormons auf unser Immunsystem geht verloren und wir werden krank.
Geschieht das immer wieder aufgrund einer chronischen Stressbelastung, lässt sich häufig eine sogenannte Nebennierenschwäche diagnostizieren. Eine Art Burnout.
Ich stelle mir die Leisure Sickness als eine Art Vorbotin vor, die als Warnung vor einem möglichen Burnout gesehen werden kann.