Friseurhandwerk gesundheitsschädigend? Leider ist das sehr häufig der Fall. Waschen, Schneiden, Fönen. Vielleicht auch ein wenig die Farbe auffrischen. Was für den Kunden zum Schönheitsprogramm gehört, bedeutet für Friseure oft harte Arbeit.
Es sieht immer so einfach aus. Friseure sind ständig in Bewegung, hantieren mit Bürste, Schere und Farbpinsel. Waschen und Föhnen gehört zum Tagesablauf. Wer jedoch den Haarkünstlern etwas genauer bei der Arbeit zusieht wird bemerken, wie häufig Friseure und Friseurinnen ihre Tätigkeiten in gebückter Haltung, dazu mit dauerhaftem Anheben der Arme, ausüben müssen.
Wenn der Körper sich meldet – weshalb Friseurhandwerk gesundheitsschädigend sein kann
Wer sich stundenlang in Ausübung seiner Tätigkeit in berufsbedingter Haltung körperlich „verbiegen“ muss, klagt irgendwann über Schmerzen im Rücken, in den Schultern, am Ellenbogen oder auch in den Händen. Darüber hinaus ist vielfach mehrstündiges Stehen gefordert, was ebenfalls eine Belastung darstellen kann. Wenn der Körper sich meldet, dabei die berufsbedingten Tätigkeiten nur noch mit körperlichen Beschwerden, eventuell sogar nur unter Einnahme von Schmerzmitteln möglich sind, läßt jede Arbeitsfreude und damit ungetrübter Arbeitseinsatz nach. In der Tat sind Friseure prozentual mehr von Schmerzen des Bewegungsapparates betroffen, als die sogenannten „Schreibtischtäter“.
Muskelkater und Verspannungen – keine Seltenheit
Vorbeugende Maßnahmen gegen langes Stehen sowie gegen die einseitige Körperhaltung beim Schneiden und Färben gibt es kaum. Auch ein flexibler Rollhocker, auf dem Friseure zwar bequem sitzen und dabei die Haare der Kundschaft in sitzender Position bearbeiten können, bringt nicht die erhoffte Linderung. Denn auch aus dieser Position heraus, müssen die Arme über einen längeren Zeitraum angehoben sowie beansprucht werden. Teilweise geschieht dies sogar über die Schulterhöhe hinaus. Auch hier zeigt sich – das Friseurhandwerk kann gesundheitsschädigend für Arme, Schultern und Nacken sein. Muskelkater, Verspannungen, Schmerzen bis hin zu degenerativen Veränderungen des oberen Bewegungsapparates sind häufig die Folge.
Obwohl Friseurhandwerk gesundheitsschädigend sein kann – seit eh und je ein beliebter Ausbildungsberuf
Als Friseur tätig zu sein, hat für viele, besonders für junge Menschen, einen besonderen Reiz. Täglich mit Menschen zu tun zu haben, sachkundig in den aktuellen Frisurentrends sowie in diesem Bereich kreativ zu sein, macht diesen Ausbildungsberuf so attraktiv. Männer, Frauen und Kinder lassen ihre Haare gern vom Friseur schneiden. Beratungsgespräche, welche Frisur am besten zum jeweiligen Typ passt oder ob die Kundschaft eventuell farbliche Akzente wünscht, gehören ebenfalls zum Dienstleistungsangebot im Friseurhandwerk. Wer einen guten Friseur hat, bleibt meist ein treuer Kunde. Wer sich für eine Ausbildung im Friseurhandwerk entscheidet, sollte im Vorfeld über mögliche Beeinträchtigungen der Gesundheit Bescheid wissen. Längst nicht alle Friseure und Friseurinnen sind Betroffene. Trotzdem: Das Friseurhandwerk kann gesundheitsschädigend sein, neben Beschwerden am Bewegungsapparat können auch Allergien sowie Hautreizungen ausgelöst werden.
Häufig Abbruch Ausbildung Friseurhandwerk – gesundheitsschädigend schon während der ersten Zeit
Fachmännisch Haare Waschen und in Form Föhnen. Als angehender FriseurIn lernt man natürlich erheblich mehr. Die Ausbildung im Friseurhandwerk dauert 3 Jahre und findet im Dualsystem statt. Haarschneidetechniken, Dauerwellen legen, Haarverlängerungen, Anfertigungen von Perücken oder Haarteilen gehören unter anderem zum Ausbildungsinhalt. Die angehenden Friseurgesellen/Innen kommen jedoch bereits während der Ausbildungszeit mit etlichen negativen Seiten des künftigen Berufes in Berührung. Denn außer Waschen, Schneiden, Legen sind auch Chemikalien im Einsatz, die z. B. in vielen Haarfarben enthalten sind und bei Bedarf mit anderen Farben angerührt werden, um den richtigen Farbton zu generieren. Beim Anrühren bzw. Auftragen des Dauerwellmittels sind Reduktionsmittel und für das Fixieren der Welle Oxidationsmittel im Einsatz. Scharf-beißende Gerüche können dabei auftreten. Auch Staub, Dämpfe sowie das Einatmen von feinsten Partikeln, die beispielsweise im Sprühnebel von Haarsprays enthalten sind, sind Bestandteile des Berufsalltag im Friseurhandwerk. Reaktionen, die häufig auftreten, sind:
- Allergien,
- Entzündungen sowie juckende Ekzeme bis hin zu Atemnot,
- asthmatische Erscheinungen,
- Schleimhautreizungen oder Kopfschmerzen.
Immer wieder müssen Ausbildungen wegen der gesundheitlichen Beeinträchtigungen abgebrochen werden.
Beschwerden im Laufe des Berufslebens als Friseur
Auch viele „gestandene“ Friseure erleiden im Laufe der Zeit erhebliche körperliche Beeinträchtigungen, die sie dazu zwingen, ihren Beruf vorzeitig aufzugeben. Betroffene sollten in solchen Fällen unbedingt prüfen lassen, ob die Beschwerden bzw. Beeinträchtigungen als Berufskrankheit anerkannt werden können. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation wird vorsichtig angedeutet. dass Friseure darüber hinaus möglicherweise einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt sind, da sie häufig mit Stoffen in Berührung kommen, die krebserregende Substanzen enthalten können.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen vermeiden – was können Friseure dafür tun?
Gegen einseitige Bewegungsabläufe sowie langes Stehen soll ein flexibler Rollhocker vorbeugen. Allerdings hat sich bei dessen Gebrauch gezeigt, dass dies zwar eine der Maßnahmen gegen langes Stehen ist und zwischenzeitliches Sitzen eine Entlastung bringt, jedoch die Arme der Friseure beim Waschen und Föhnen oder Schneiden und Legen oft für einen längeren Zeitraum über Schulterhöhe angehoben werden. Hier ist es ratsam, zwischendurch für kleine Pausen mit kurzen Entspannungs- bzw. Lockerungsübungen zu sorgen. Jedoch lässt sich dies in der Praxis nicht immer durchführen.
Hautallergien, Haut- und Atemwegserkrankungen vorbeugen
Zur Vorbeugung gegen Hautallergien, Haut- und Atemwegserkrankungen gelten Regeln, Anweisungen sowie Vorsichtsmaßnahme. Sie sollten im Umgang mit chemischen Stoffen sowie bem ständigen Kontakt mit Wasser Beachtung finden. So sind die Hände unbedingt mit einer Schutzcreme sowie mit Handschuhen zu schützen.
- Einmalhandschuhe sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt.
- Mehrweghandschuhe müssen öfter gewechselt werden, da sie durch die Berührung mit Chemikalien porös und durchlässig werden können.
Trotz dem Schutz der Hände durch entsprechende Handschuhe sind die Hände durch Feuchtwerden bzw. Schwitzen belastet. Die Haut kann aufweichen und einreißen. Meist bestehen die Handschuhe aus Latex, doch auch dieses Material kann zu Allergien führen.
Vorbeugung gegen Sprühnebel und Dämpfe
Ein Friseursalon ist häufig mit allerlei Düften erfüllt. Der Duft z. B. von Shampoos und Haarspülungen verteilt sich zwar weniger in den Räumlichkeiten, dafür umsomehr der Sprühnebel von Sprays. Ob Haarspray, Glanzspray oder Hair Öle, sie alle verteilen neben verschiedensten Düften kleinste Partikel mit dem austretenden Sprühnebel in die Raum- bzw. Atemluft. Deshalb ist es sinnvoll, gegen mögliche Atemwegserkrankungen schützende Maßnahmen zu ergreifen. Hier ist besonders darauf zu achten, die austretenden Dämpfe sowie möglichst wenige Partikel der Sprühnebel einzuatmen. Ganz zu vermeiden ist dies in der Praxis natürlich nicht, doch kann man etwa schützend die Hand vor Mund und Nase halten oder ein Schutzschild benutzen. Alternativ hilft es, Abstand einzuhalten oder eine Atemmaske zu tragen.
Wie sieht es mit dem Arbeitsschutz aus?
Arbeitsschutz ist eine wichtige Vorkehrung, wenn es um den Schutz von ArbeitnehmerInnen vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie zur Vorbeugung von möglichen Gefahren im Betrieb geht. Die Verantwortung für die Einhaltung der arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen und damit für die Vorbeugung von gesundheitlichen Beschwerden liegt vor allen Dingen beim Arbeitgeber, hier also beim Friseurbetrieb. Der Betrieb muss die Einhaltung des Arbeitsschutzes im Friseurhandwerk gewährleisten. Wer Fragen oder Klärungsbedarf hat, sollte sich nicht scheuen, diesbezüglich nachzuhaken bzw. sich umfassend über Arbeitsschutz im Friseurhandwerk informieren. Es sollte im eigenen Interesse der Beschäftigten liegen, Eigenverantwortung zu übernehmen und bestens informiert zu sein.
Der eigene Friseursalon – welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Einen eigenen Friseursalon aufbauen oder doch lieber das Friseurhandwerk als mobiler FriseurIn ausüben? Fragen, die sich viele FriseureInnen im Laufe ihres Berufslebens stellen. Doch dafür reicht lediglich eine mehrjährige Berufserfahrung nicht aus. Es besteht Meisterpflicht, da das Friseurhandwerk zu den zulassungspflichtigen Handwerken gehört. Idealerweise hat der/die willige GeschäftsgründerIn selbst den Meisterbrief in der Tasche. Alternativ kann man auch als sogenannter „mobiler Friseur“ in die Selbstständigkeit gehen. Hier ist zu überlegen, ob Kunden durch den FriseurIn aufgesucht werden oder ein Friseurstuhl in einem bereits bestehenden Salon zeitweise angemietet wird. Wer die eigene Selbstständigkeit im Frisuerhandwerk anstrebt, hat viele fachspezifische Punkte zu klären, wie z. B.
- Konzept (Wie will ich den Salon präsentieren? Stichwort: Alleinstellungsmerkmal)
- Name (Welche Namensgestaltung spricht die Kundschaft am besten an?)
- Ausstattung (rein funktionell oder die Geschäftsräume mit der persönlichen Note versehen?
- Standort (Die Konkurrenz ist groß! Auf das Umfeld achten! Außerdem auf gute Erreichbarkeit, zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto? Stehen eventuell Parkplätze zur Verfügung?)
- Finanzierung (Welche finanziellen Mittel benötige ich? Gibt es zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse?)
- Vorschriften und Gesetze (unbedingt im Vorfeld in Erfahrung bringen!)
Es gilt daher, sich intensiv mit dem Vorhaben der Existenzgründung zu beschäftigen sowie eine umfassende Beratung bei Experten einzuholen. Auch ein Gespräch mit der Bank hinsichtlich eines Finanzierungsplanes ist sinnvoll.
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